„Zwangsarbeitende in Schleswig-Holstein 1939-1945“ (2000)
Auf dem Höhepunkt des Gesetzgebungsverfahrens zur Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern zur Jahreswende 1999/2000 erreichte das IZRG die Anfrage der schleswig-holsteinischen Landesregierung nach einem Gutachten über die regionale Ausprägung des NS-„Ausländer-Einsatzes“. Innerhalb von wenigen Monaten – so wurde vereinbart – sollte neben einer vollständigen Dokumentation des regionalen Forschungsstands und Aktenüberlieferung in regionalen und überregionalen Archiven, eine wissenschaftlich abgesicherte Statuserhebung Struktur und Entwicklung der Ausländerbeschäftigung im Zweiten Weltkrieg erläutern sowie exemplarische fachwissenschaftliche Studien zu spezifischen Fragestellungen und ausgewählten Regionen des Landes enthalten. Unterstützt von einem Team junger Studierender und Doktoranden der Universitäten Flensburg und Kiel legten die Professoren Uwe Danker und Robert Bohn nach vier Monaten Recherchen im Land, in Berlin, Bad Arolsen und Freiburg ein umfangreiches Gutachten vor.
Zu den zentralen Ergebnissen der Statuserhebung gehört die Erkenntnis, dass Schleswig-Holstein in überproportionalem Maße von dem System der NS-Zwangsarbeit profitierte: 35% über dem Reichsdurchschnitt lag der Anteil ausländischer Arbeitskräfte während des Zweiten Weltkriegs, insgesamt cirka 225 000 Menschen. Hier expandierte der „Arbeitseinsatz“ früher, die ausländischen Arbeitskräfte wurden dementsprechend länger eingesetzt als im übrigen Reich. Mit den Polen und „Ostarbeitern“ aus dem Gebiet der Sowjetunion waren genau jene Gruppen besonders stark und überdurchschnittlich vertreten, deren Lebens- und Arbeitsbedingungen aus rassistischen Motiven besonders schlecht gestaltet wurden.
Seit 2001 liegt das Gutachten, leicht überarbeitet und durch verschiedene Spezialstudien erweitert, als Sammelband auch in Buchform vor:
Uwe Danker / Robert Bohn / Nils Köhler / Sebastian Lehmann (Hrsg.): „Arbeitseinsatz in der Nordmark“ Zwangsarbeitende in Schleswig-Holstein 1939-1945. Bielefeld 2001.
Die umfangreiche Materialsammlung zum Thema befindet sich im Institut und ist interessierten Regional- und Lokalhistorikern nach Absprache zugänglich.
Weitere IZRG-Projekte zum Thema Zwangsarbeit und Schleswig-Holstein:
Aus dem Projekt gingen in den folgenden Jahren drei weitere Projekte zum Themenbereich Zwangsarbeit hervor, in denen zwar andere inhaltliche und regionale Schwerpunkte gesetzt wurden, die bewährte Vorgehensweise der arbeitsteiligen Teamarbeit im IZRG jedoch fortgeführt wurde:
Die Zusammenarbeit mit der AOK Schleswig-Holstein im Rahmen des ersten Zwangsarbeiterprojekts gab den Anstoß zu einer Spezialstudie zum Themenkomplex „Zwangsarbeit und Krankheit“, die von der AOK Schleswig-Holstein finanziert wurde und seit 2001 als Sammelband vorliegt:
Uwe Danker / Annette Grewe / Nils Köhler / Sebastian Lehmann (Hrsg.): „Wir empfehlen Rückverschickung, da sich der Arbeitseinsatz nicht lohnt“ Zwangsarbeit und Krankheit in Schleswig-Holstein 1939-1945. Bielefeld 2001.
Weitere Gutachtenprojekte für die Stadt Flensburg (2002) und den heutigen Landkreis Nordfriesland (2004) folgten:
Robert Bohn /Uwe Danker /Nils Köhler (Hrsg.): Der „Ausländereinsatz“ in Flensburg 1939. Bielefeld 2002.
Uwe Danker / Nils Köhler / Eva Nowottny / Michael Ruck (Hrsg.): Zwangsarbeitende im Kreis Nordfriesland 1939-1945. Bielefeld 2004.
Uwe Danker (Hg.): Geteilte Verstrickung: Elitenkontinuitäten in Schleswig-Holstein


Im Husum-Verlag ist die zweite NS-Kontinuitäten-Studie für Schleswig-Holstein im Mai 2021 erschienen. Die beiden Bände sind zum Preis von 59,95 Euro (ISBN-Nummer 978-3-96717-061-0) über den Verlag oder den Buchhandel beziehbar.
Seit 01.01.2019: ‚Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History‘
Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte (IZRG) umgewandelt in Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History (frzph)
Hier finden Sie die ausführliche Presseerklärung.
Uwe Danker/Jens-Peter Steffen (Hg.): Jochen Steffen. Ein politisches Leben.

Dieser Band versammelt reflektierende Beiträge über eine markante und durch und durch politische Persönlichkeit, die in den 1960er und 1970er Jahren in der Bundesrepublik nicht unerhebliche Bedeutung und als der "rote Jochen" Bekanntheit besessen hat. Es geht um den linken Journalisten, den sozialdemokratischen Berufspolitiker, den marxistischen Theoretiker und den missingsch sprechenden Kabarettisten Jochen Steffen.
Uwe Danker/Astrid Schwabe (Hg.): Die NS-Volksgemeinschaft

In den vergangenen Jahren hat sich in der Geschichtswissenschaft eine produktive Debatte um den Begriff der NS-Volksgemeinschaft entfaltet. Obwohl nicht unstrittig, erweitert er das analytische Repertoire für das Verstehen und Erklären des Nationalsozialismus und kann als kanonisiert gelten. Bisher nicht diskutiert wurde der fachdidaktische Gehalt dieses Konzepts. Der vorliegende Band vereint Beiträge aus Fachwissenschaft und Geschichtsdidaktik. In den Fokus rücken didaktische Potenziale des Konzepts und seiner Umsetzung in der schulischen sowie außerschulischen Vermittlung der Geschichte von Nationalsozialismus und Holocaust. Herausforderungen und Gefahren einer intensiveren Beachtung der ›verheißungsvollen‹ Seiten der NS-Herrschaft im Kontext historischen Lernens werden dabei nicht außer Acht gelassen.